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Schluss mit der Schumpeter’schen
Überhöhung
 

83%
aller Befragten aus der Online-Umfrage in der Bevölkerung denken, man MUSS  bestimmte Eigenschaften mitbringen, um Unternehmer*in zu sein. 

STUDIE

Das können alle

Dem Schumpeter’schen Unternehmerbild vom kreativen Zerstörer sind wir in der vorliegenden Studie schon einige Male begegnet, ebenso wie den Turbo-Vertretern dieses Unternehmertypus im digitalen Zeitalter Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Steve Jobs und Konsorten. Disruption ist nur eines der Buzzwörter aus dem letzten Jahrzehnt, das den Aufstieg und die Dominanz von Plattform-Unternehmen begleitet. In den Kapiteln zur Verwendung von Begrifflichkeiten, zur medialen Darstellung und auch zu den Vorbildern haben wir die Schwierigkeiten, mit denen der Begriff der/des Unternehmer*in zu kämpfen hat, bereits erläutert. Es wird klar, wie die Erosion eines ehemals übergreifenden Begriffes zu einem Bedeutungsverlust in der Gesellschaft und damit auch zu sinkenden Gründungs- bzw. Unternehmensnachfolgezahlen beitragen kann. 

 

Die Zuschreibung des Besonderen zum Unternehmer ist der Feind des Gründermutes

Der Topos des Industriekapitäns, des Unternehmers nach Schumpeter’scher Beschreibung, ist mit seiner Konnotation des Besonderen, Nicht-Normalen jedoch seit jeher der Feind des Gründermutes. Ein Elon Musk ist nun mal nicht jeder/jede. Und nicht jeder/jede startet mit den Voraussetzungen, über die ein Bill Gates, ein Mark Zuckerberg oder ein Jeff Bezos verfügte. (Der Garagen-Gründungsmythos ist zwar eine schöne Story, beinhaltete aber in allen Fällen immer auch eine substanzielle finanzielle Basis, die den Start überhaupt erst ermöglicht.) 

Der Glaubenssatz „Unternehmer*- in sein – das können nicht alle“ muss weg!

In Deutschland herrscht eine zu starke Annahme von Außergewöhnlichkeit als Zugangsvoraussetzung für das Unternehmer*innen-Dasein. 83 Prozent aller Befragten aus der Online-Umfrage in der Bevölkerung denken, man MUSS bestimmte Eigenschaften mitbringen, um Unternehmer*in zu sein. 

 

An erster Stelle nennen zwei Drittel (65 Prozent) als Must-have-Eigenschaft Risikobereitschaft. Mut gehört für 57 Prozent ebenfalls zwingend dazu. Das sind zwei Eigenschaften, die dem Industriekapitän à la Schumpeter wohl inhärent und so auch seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Gesellschaft tief verankert sind (vergleiche Historischer Abriss in Kapitel drei). 68 Prozent der befragten Student*innen finden, dass Unternehmer*innen innovativer sein müssen als Angestellte – zumindest theoretisch. Bei der Frage nach der Wahrnehmung von Unternehmer*innen im persönlichen Umfeld verschwindet diese Eigenschaft wieder aus den ersten Plätzen der Antworten. Im eigenen Erleben setzt sich scheinbar ein realistischeres Unternehmer*innenbild durch. Ein gutes Zeichen. 

 

Denn erfreulicherweise bringen die jüngeren Generationen in der Tendenz ein weniger risikoaffines, wagemutiges Unternehmer*innenbild zum Ausdruck. Für sie sind, neben Innovativität, vor allen Dingen Führungsstärke (89 Prozent) und Belastbarkeit (89 Prozent) sowie Disziplin (76 Prozent) die ausschlaggebenden Charakteristika, wobei die drei letztgenannten Eigenschaften auch in der persönlichen Betrachtung der Unternehmer*innen Bestand haben. 

Damit stimmt das Außenbild mit der Binnenwahrnehmung durch die befragten Unternehmer*innen überein, die häufig das Führen und (An-)Leiten von Menschen und der Geschicke ihres Unternehmens als eine ihrer Aufgaben, aber auch – im Sinne eines (Er-)Schaffen-Könnens – als einen der unbedingten Vorteile des Unternehmer*innen-Daseins beschreiben. 

 

Gefühlte Zugangsbeschränkungen überwinden – mehr Normalos zeigen

Insofern müssen die „gefühlten Zugangsbeschränkungen“ überwunden werden, um für mehr Unternehmertum in Deutschland zu sorgen. Die Botschaft muss lauten: „Unternehmer*in kann jeder/jede sein.“ Es gilt, den kreativen Zerstörer kreativ zu zerstören.  Wir brauchen eine neue Präsenz der Normalo-Unternehmer*innen: Die, die seit 150 Jahren den Familienbetrieb fortführen, die zukünftigen Autohausbesitzer, den Online-Kosmetikartikel-Unternehmer, die Social-Media-Agenturgründerin, die Menschen, die mit ihren Unternehmen Arbeitsplätze schaffen und Nachhaltigkeit anstreben. 

 

„Jeder, der etwas unternimmt, ist ein Unternehmer.“ Diese Aussage von Sara
Boukal sollte das neue Credo und Grundlage des neuen Normalo-Unternehmer*in-Verständnisses sein.

 

Weder Heroen noch Heuschrecken – Unternehmer*innen sind normal

Und wenn wir schon dabei sind, können wir auch gleich dafür sorgen, dass das andere Monster unter dem Bett verscheucht wird: der amerikanisch geprägte, kurzfristig ertragsorientierte, vermaledeite Hedgefonds-Managertyp, auch genannt „Heuschrecke“, der den Unternehmer*innen in Deutschland das Ansehen „versaut“. 

 

Das beste Mittel dagegen ist der aktuelle Zeitgeist, der mit neuen Wirtschaftskonzepten aufwartet, in der Gemeinwohl, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit die tragenden Säulen sind und ihre Unternehmer*innen sich an die Spitze der Weltrettungs-Community stellen: Das neue Narrativ.

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Die Botschaft muss
lauten: „Unternehmer*in
kann jede/jeder sein“.
Es gilt den kreativen Zerstörer
kreativ zu zerstören. 

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